GRANERGIZE

GRANERGIZE: Graphenbasierter Datenraum für energieeffiziente Logistikimmobilien

Forschungsthema

Logistikimmobilien stellen die Dreh- und Angelpunkte der Güterströme auf vielen Wertschöpfungsstufen dar, übernehmen dabei die Aufgabe des Umschlags und der Lagerung von Gütern, und sind damit als Knoten in logistischen Netzwerken ein essentieller Bestandteil bei der logistischen Leistungserbringung. Gleichzeitig waren sie im Jahr 2013 für rund 21 TWh an Endenergieverbrauch in Deutschland verantwortlich. Das entspricht etwa 105 % des gesamten Energieverbrauchs aller Schulen oder 116 % des Verbrauchs aller Krankenhäuser in Deutschland. Allerdings sind bei dieser Berechnung keine direkt durch den Einzelhandel oder das verarbeitende Gewerbe betriebenen Logistikflächen berücksichtigt worden, wodurch der tatsächliche Energieverbrauch der Logistikimmobilien in Deutschland nochmals deutlich höher liegen dürfte.
Im Gegensatz zum Transportbereich, wo Energie- bzw. Dieselverbräuche bereits seit vielen Jahren mittels Telematiksystemen und Lösungen zum Fuhrparkmanagement transparent gemacht wurden, ist das Energiemanagement in Logistikimmobilien in vielen Fällen bislang nur sehr rudimentär ausgeprägt. Das liegt u. a. an der vergleichsweise komplexen Akteurslandschaft aus Nutzern (Mietern), Investoren (Eigentümern), Projektentwicklern und Facility-Managern die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Energieverbrauch haben und die für eine energieeffiziente Steuerung relevanten Daten in schwer zugänglichen Datensilos vorhalten. Zudem ist die Vergleichbarkeit von Energieverbräuchen in Logistikimmobilien aufgrund von unterschiedlichen Schichtregimes, Gebäudespezifika und Ansatzpunkten für Einsparungen per se schwieriger als etwa bei Fahrzeugen. Dabei kommt dem Thema Energieeffizienz nicht erst seit dem rapiden Anstieg der Strom- und Gaspreise, sondern auch aufgrund der immer konkreteren EU-Taxonomie bzgl. Nachhaltigkeitsaspekten und CO2-Bilanzierung eine gesteigerte Bedeutung zu. Das Forschungsvorhaben GRANERGIZE adressiert deshalb die nach wie vor nur gering ausgeprägte Digitalisierung im Gebäude-und Energiemanagement von Logistikimmobilien. Diese soll mit Hilfe eines graphbasierten Datenmodells, das neben den Logistikimmobilien und ihren Eigenschaften auch unternehmensübergreifende Beziehungen umfasst, vorangetrieben und für Akteure aus dem KMU-Bereich zugänglich gemacht werden.

Ziel des Projekts

Das Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung eines Wissensgraphen für das Energiemanagement von Logistikimmobilien. Informationstechnisch soll der Wissensgraph die strukturierte Erfassung, Auswertung und insbesondere die sichere Verfügbarmachung von energetischen Verbrauchsdaten in Logistikimmobilien sowie eine Integration von Nutzungs-, Verbrauchs-, Einspeisedaten von Logistikimmobilien mit Standort-, Gebäude- und Umweltinformationen ermöglichen und über Unternehmensgrenzen hinweg verfügbar machen.
Inhaltlich beschreibt der Wissensgraph semantisch das komplexe Ökosystem aus Stakeholdern und verbindet konkrete Immobilienobjekte auf systematische, maschinenlesbare Weise u. a. mit ihren Verbrauchsdaten und den Gebäudespezifika (interne Daten), sowie ihrem Ort, den dazugehörigen Energieerzeugern, oder den aktuellen Umgebungsdaten (externe Daten). Während interne Daten dezentral vorgehalten und je nach Fokus des Dateninhabers individuell freigegeben werden können, sollen externe Daten im Rahmen des Projekts strukturiert gesammelt und zentral verfügbar gemacht werden. Die bestehende Informationsasymmetrie im Ökosystem der Stakeholder einer Logistikimmobilie soll damit aufgelöst, datenbasierte Energieverbrauchs- und Nebenkosten-benchmarks im eigenen und externen Immobilienbestand ermöglicht und auf dieser Basis konkrete Ansatzpunkte für Verbesserungsmaßnahmen im operativen Gebäudebetrieb identifiziert und geprüft werden.

Der wissenschaftliche Anspruch liegt in der Entwicklung eines für alle Stakeholder im Bereich von Logistikimmobilien relevanten semantischen Datenschemas inkl. Ontologie in Form eines Wissensgraphen. Durch die Erarbeitung eines Konzepts für Anreize zur unternehmensübergreifenden Datennutzung soll der Wissensgraph mit Inhalt gefüllt werden und entsprechend skalieren. Die strukturierte Sammlung, Prüfung und Bewertung von Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz in Logistikimmobilien vor dem Hintergrund verschiedener Nutzungs- und Gebäudeparameter ist eine komplexe Aufgabe mit zahlreichen informations- und prozesstechnischen Herausforderungen. Zusammen mit den im Wissensgraphen enthaltenen Daten kann sie jedoch die Grundlage für interne und externe Benchmarks zum Energieverbrauch liefern. Eine den Anforderungen der Stakeholder entsprechende Typologisierung von Logistikimmobilien und Klassifizierung von Energiesparmaßnahmen steht deshalb im Kern des Erkenntnisinteresses.

Laufzeit: April 2024 until March 2026

Gefördert von: BMWK IGF

 


Partners

  • Fraunhofer IIS – Abteilung Risiko- und Standortanalysen
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Technische Informationssysteme
  • BLG Logistics Group AG & Co. KG
  • Friedrich Zufall GmbH & Co. KG
  • WISAG Dienstleistungsholding SE
  • LIP Invest GmbH
  • Fabrikon GmbH
  • Logivest GmbH
  • ADH Deutschland GmbH
  • RE-source Projects GmbH